Stomabehandlung in der stationären Rehabilitation

Ein Stoma kommt zum Einsatz, wenn eine künstliche Verbindung zwischen dem Körperinneren und der Körperoberfläche geschaffen werden muss. 

Das Wort «Stoma» stammt aus dem Griechischen und bedeutet «Mündung». Es wird also eine Mündung eines Hohlorgans nach aussen geformt wie der:

  • Dünndarm = Ileostoma
  • Dickdarm = Colostoma
  • Harnblase = Ileum Conduit/ Urostoma

Die Gründe, warum ein Stoma gelegt werden muss, sind vielfältig. In erster Linie soll es dafür sorgen, dass Patienten ausscheiden können. Voraussetzung ist, dass dies auf natürlichem Wege aufgrund Krankheiten, Unfall, Inkontinenz oder Geburtsfehler vorübergehend oder langfristig nicht mehr möglich ist. 

Enterostoma

Wird ein Darmausgang benötigt, greifen Chirurgen auf ein Enterostoma zurück um die Stuhlausscheidung über die Bauchdecke durch den ausleitenden Darm zu ermöglichen. 

Ileostoma – Dünndarmstoma

  • Wird oftmals angelegt als Anastomosenschutz, Schutz der Naht vom Darm,  z.B. nach einer Entfernung eines Tumors, entzündeten oder verletzten Darmteil.

Colostoma – Dickdarmstoma

Wird oftmals angelegt zum Ausleiten vom Stuhlgang via Dickdarm, z.B. nach Entfernung von entzündeten Darm oder permanent je nach Tumordiagnose und dessen Lokalität.

Urostoma – Urinstoma/ Ileum Conduit/ Nephrostoma/ Ureterocutaneostomy

Ein Urostoma kommt zum Einsatz, wenn Unterstützung beim Ausscheiden von Urin benötigt wird. Das Urostoma ist  ein Urinausgang. Benötigt wird es möglicherweise in den folgenden Fällen:

  • Tumor Erkrankungen wie z.B. Blasenkrebs
  • Funktionsstörungen der Harnwege
  • Inkontinenz z.B. bei Multiple Sklerose, Paraplegie etc.

Neoblase

Ersatzblase welche in der Regel mit dem Dünndarm rekonstruiert und der Urin via Harnröhre ausgeschieden oder via Bauchnabel katheterisiert wird. 

Der Stomaprozess

Der StomaprozessPräoperativ

Neben dem Aufklärungsgespräch mit dem Chirurgen, erhält der Betroffene bei einer geplanten Stomaanlage eine ambulante Stomaberatung, um informiert zu werden, was das Leben mit einem Stoma bedeuten kann. Mögliche Stomamaterialien werden besprochen in Einbezug der Fingerfertigkeiten – Motorik wie Sensorik und eine Stomamarkierung wird erfolgen mit Berücksichtigung von Kleidungsgewohnheiten und Anatomischen Gegebenheiten. 

Operativ

Das Anlegen eines Stomas findet stets unter Vollnarkose statt. 

Urostoma

Musste die Harnblase entfernt werden, kommen in den meisten Fällen ein Ileum-Conduit, Neoblase/ Ersatzblase aus Dünndarm oder eine Harnleiter-Hautfistel zum Einsatz. 

Ziel des Ileum-Conduits ist es, den Urin durch die Harnleiter, durch ein 20 cm langes Darmsegment, ausserhalb vom Körper, in einen Urostomiebeutel, welcher auf der Haut angebracht ist, abzutransportieren, sodass die Darmkontinuität bestehen bleibt. 

Enterostoma

Um ein Enterostoma zu legen, benötigt der Chirurg einen Zugang zur Bauchhöhle. Diesen verschafft er sich entweder mithilfe einer Sonde (Laparoskopie), Roboter Assistierte Chirurgie (Da Vinci) oder durch einen Bauchschnitt (Laparotomie). Die weiteren Schritte hängen davon ab, ob ein endständiges oder ein doppelläufiges Stoma notwendig ist. 

Ein endständiges Stoma ist anzulegen, wenn der Darmzusammenschluss nicht möglich oder nicht mehr erwünscht ist. Das vom Magen kommende Darmende auch oraler/ zuführender Schenkel genannt, führt der Chirurg an der Bauchdecke nach aussen und näht es dort ein. 

Das andere Darmende, das zum After führt, entfernt oder verschliesst der Arzt, welches es unter Umständen im Bauchraum verbleiben kann. Letztendlich befindet sich  die Darmöffnung an der Bauchdecke, ausserhalb vom Körper welcher der Stuhl ausscheidet.

Das doppelläufige Stoma wird angelegt, wenn ein Teil des Darms vorübergehend ungenutzt, zur Darmnaht also Anastomosenschutz bleiben soll. Bei diesem Verfahren zieht der Chirurg eine Darmschlinge durch die Bauchdecke nach aussen und eröffnet diese. Es entstehen zwei Darmöffnungen welche an der Bauchdecke, Haut angenäht wird. Auch oraler, aboraler oder zuführender/ abführender Schenkel genannt.

Der zuführende Teil der eröffneten Darmschlinge dient zur Ausleitung des Stuhls. Der andere Teil bleibt ungenutzt, was den dahinterliegenden Darmabschnitt entlastet und nur noch eine mögliche Schleim Ausscheidung via Anus besteht. 

Das doppelläufige Stoma ist temporär und wird nach einer chirurgisch, bestimmten Zeit, oftmals nach 3 – 6 Monaten rückoperiert. Ein endständiges Stoma hingegen kann, je nach Ursache, sowohl vorübergehend (temporär) als auch dauerhaft (permanent) sein. 

Dauerhaft oder vorübergehend 

Ob das Stoma dauerhaft (permanent) oder nur vorübergehend (temporär) angelegt wird, ist abhängig von der Diagnose, Krankheitsverlauf und der Kontinenz. Mussten beispielsweise der letzte Abschnitt des Darms und auch der Schliessmuskel entnommen werden, wird das Stoma von Dauer sein.

Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und in vereinzelten medizinischen Notfällen kann ein endgültiges, permanentes Stoma eingesetzt werden.

Häufiger fällt die Wahl auf das vorübergehende (temporäre) Stoma. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Teil des Dickdarms entfernt wurde und es zu einem Darmzusammenschluss also zu einer Darmnaht, Anastomose kam. Kommt dieser Bereich ständig mit Stuhl in Kontakt, kann das den Heilungsprozess beeinträchtigen. Mithilfe eines vorübergehenden Stomas kann die Darmnaht, Anastomose geschont werden. 

Ist der Bereich der Darmnaht/Anastomose vollständig abgeheilt, kann die Rückoperation des Stomas eingeleitet werden Bei entzündlichen Darmerkrankungen und Fisteln kann ein vorübergehendes (temporäres) Stoma und eine damit einhergehende Schonung eines gewissen Darmabschnitts sehr wertvoll sein.

Je nach Diagnose z.B. bei Stuhlinkontinenz, chron. Entzündlichen Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa kann ein Stoma für den Betroffenen eine Steigerung seiner Lebensqualität oder sogar überhaupt mögliches weiteres Leben bis zu Überleben bedeuten.  

Post Operativ & Rehabilitationsprozess ambulant wie stationär – Die Beratungsschwerpunkte während ihrer stationären Rehabilitation im Zürcher Rehazentrum Davos

Ausscheidung

Je nach Lage des Darmausgangs  hat der Stuhl eine veränderte Konsistenz. Je weiter er sich am Ende des Darms befindet, desto fester ist der Stuhl. Liegt das Stoma am Dünndarm, kann er dünnflüssig bis breiig und sollte nicht wässrig sein aufgrund Gefahr von Nährstoff-, Elektrolyt bis lebensbedrohlichem Flüssigkeitsverlust. Denn der Stuhl passiert den Dickdarm nicht mehr. 

Die Entleerung Intervalle vom Stomabeutel welcher auf der Haut oder der Stomaplatte aufgeklebt also angebracht ist, hat mit der Stuhlkonsistenz zu tun. Befindet sich das Stoma am Dickdarm, läuft die Ausscheidung etappenweise ab und der Stomabeutel wird 1-2 mal pro Tag geleert was bei einer Ileostomie 3 – 5 Mal pro Tag deutlich häufiger ist. 

Die Ausscheidung vom Ileostoma (Dünndarm) findet vor allem nach den Mahlzeiten statt. Der Dickdarm (Colostoma) kann sich längerfristig möglicherweise an die Gewohnheiten vor der Operation orientieren. Das Urostoma wird auch mehrmals täglich (3-5x tgl.) geleert.  

Im Gegensatz zur natürlichen Darmentleerung kann die Ausscheidung über ein Stoma  nicht mehr willkürlich kontrolliert werden. Die Kontrolle wird ermöglicht durch die Selbstversorgung vom Stoma wie z.B Stomabeutel leeren, Stomabeutel ein- wie zweiteiler Wechsel, Irrigation bei einem Colostoma oder bis zu einem gewissen Grad über die Nahrungsaufnahme. 

Demzufolge sind auch unterschiedliche Versorgungssysteme vorhanden, die auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sind.

Stomaberatung, Auswahl von Stomamaterialien und dessen Hilfsmittel

  1. Passender Hautschutz: die Stoma Dichtheit/ Dichtigkeit muss gewährleistet sein. 
  2. Fingerfertigkeit: der Betroffene muss das Material motorisch wie sensorisch anwenden können
  3. Material & Tragekomfort wie z.B. Farbe vom Stomabeutel, Vlies etc. 

Die wichtigsten Kriterien zur Auswahl der Stomaprodukte sind:

  • Einteiler: Haftplatte mit direkt verbundenen Stomabeutel
  • Zweiteiler: einzelne Haftplatte mit separaten, passenden Stomabeutel 
  • Ausstreifbeutel/ Offener Beutel: der Stuhlgang kann durch die Öffnung am unteren Teil vom Beutel, direkt in die Toilette entleert werden
  • Einsatzbereich: Ileo- wie Colostoma
  • Geschlossener Beutel: hat keinen Ablass, Öffnung. Da wird der gefüllte Stomabeutel komplett gewechselt 
    • Einsatzbereich: Colostoma
  • Urostomiebeutel mit Ablass und Nachbeutel
    • Einsatzbereich: Ileum Conduit/ Urostomie
  • Drainage/ Fistelbeutel

Ein Stoma muss versorgt werden. Deshalb ist es unabdingbar, dass die Patienten oder die Betroffenen selbst lernen, wie es richtig gepflegt, gereinigt  und versorgt wird. Diese Aufgabe übernehmen fachspezifisch geschulte Stomaberater. 

Wer ein Stoma trägt, egal in welcher Form, muss übrigens keine Angst vor unangenehmen Gerüchen haben. Bis auf die post operativen Stoma-/ Drainagebeutel und Urostomabeutel verfügen alle Stomabeutel über einen Kohlefilter, welche die austretenden Darmgase geruchsfrei werden lassen. 

Interdisziplinäre Beratungsschwerpunkte im Zürcher Rehazentren | Klinik Davos 

In der Regel läuft das Anlegen eines Stoma komplikationslos ab. Komplikationen kann durch eine fachgerechte medizinische und interdisziplinäre Betreuung durch die Pflege, den Arzt, der Stoma- und Ernährungsberatung wie auch der Physiotherapie reduziert, wie auch vermieden werden. 

Direkt nach der Operation kann es in seltenen Fällen zu einem Stomaödem mit einer möglichen Nekrose und im unangenehmsten Fall eine Stomaretraktion bis zur Stenose als Folge kommen. Wundheilungsstörungen, Verletzungen des umliegenden Gewebes, bis zur nässender Haut direkt um das Stoma, kann die Haftung der Stomamaterialien erschweren und die Dichtigkeit einer Stomaversorgung reduzieren.

Unseres erfahrenes Stomaberatungsteam hat die Möglichkeit die passende Stoma Produkte/ Versorgungsmaterial für sie kritisch, in Einbezug der Dichtigkeit, Haftung, selbständiges Anwenden durch den Betroffenen inklusive Vorlieben auszuwählen, zu benutzen und zu bestellen.

Sie werden bei uns vom Eintritt bis zum Austritt engmaschig, jeweils von Montag bis Freitag, von unserer Stomaberatung betreut. Eine Zusammenarbeit und einen Informationsaustausch mit ihrer zuweisender und nachbetreuende Stomaberatung wird gefördert. Die Mediziner arbeiten engmaschig mit ihrem Vertrauensarzt, also mit den Chirurgen vom Vorspital zusammen.

Die Medizin, Pflege, Stoma- und Ernährungsberatungen sind sensibilisiert auf die Stuhlregulation und die Dehydrationsprophylaxe bei allen Stoma- & Fistel Arten. Gerade postoperativ bei Ileostoma Patienten muss oft der Stuhlgang reguliert werden. Da der Out Put, also die Stuhlausfuhr durch das Stoma nicht zu hoch sein soll, aufgrund Dehydrationsgefahr welcher mit einem Flüssigkeits- & Nährstoffmangel einhergehen und bis zur Lebensbedrohung, führen kann.   

Wurde ein Stoma neu angelegt, braucht der Darm erst einmal etwas Zeit, um sich an die neue Verdauungssituation zu gewöhnen. Es gibt keine klassische Stomadiät aufgrund der individuellen Situationen und der Verdauung der Betroffenen.  Empfohlen wird mehrere kleine Mahlzeiten inklusive Zwischenmahlzeiten über den Tag verteilt zu essen.  Zudem sollten die Speisen gut gekaut werden, um die Zersetzung für den Körper zu vereinfachen und die Aufnahme zu optimieren. 

Als Stomaträger werden sie während ihrem Aufenthalt von unseren langjährig erfahrenen Ernährungs- und Stomaberater/innen, Hotellerie, Onkologische Pflegeberatung und dem interdisziplinären Team individuell begleitet.

Fragen werden geklärt und nach individuellen Lösungen gesucht z.B. bei Blähungen, Stomablockaden etc. In der Regel können sie ihr Essen mit ihrem persönlichen Ernährungspass, individuell bei uns am Morgen-, Mittag- oder Abend Buffet zusammenstellen. 

Das interdisziplinäre Team versucht eine mögliche Bildung einer parastomalen Hernie (Bruch der Bauchdecke) zu vermeiden. Aus diesem Grund achtet unsere Physiotherapie auf die konsequente Umsetzung und Schulung der Bauchdeckenschonung bei der Mobilisation, Gehen und Bewegen im Alltag, an den Therapiegeräten, im MTT etc. Die Ergotherapie unterstützt die Bauchdeckenschonung und kann mit einer gezielten Abgabe von Hilfsmittel, Tipps und Tricks, sie in der Selbständigkeit fördern.   

Um den Körper, den Geist und die Seele wieder zu regulieren, unterstützt die Physiotherapie sie mit der bewährten Bauchdeckenentspannung welche oftmals regulierend auf die Darmfunktion, zu einem gewohnten, wohleren Bauch- und Körpergefühl führen kann. 

Als ergänzende Unterstützung im interdisziplinären Team können wir auf die Psychologie, die Seelsorge, den Sozial Dienst und Onko Team (Pflegeberatung wie auch Mediziner, Onkologin) zählen.

Um das Leben mit dem Stoma zu visualisieren und zu realisieren, findet einmal wöchentlich die Stomagruppe statt, um über Alltagsrelevante Themen wie z.B. Materialmanagement und dessen Finanzierung, Kleidung, Freizeit (z.B. Baden, Sauna etc), Sport, Reisen, Beruf etc. zu informieren. Persönliche Fragen können in jeder einzelner Stomaberatung eingebracht werden. 

Die Stomaberatung in den Zürcher RehaZentren

Die Stomaberatung in den Zürcher RehaZentrenWir von den Zürcher RehaZentren unterstützen Sie dabei, Ihre Lebensqualität und Unabhängigkeit zurück zu erlangen z.B. in dem sie lernen, Ihr Stoma selbstständig zu versorgen.

Wir bereiten Sie individuell und persönlich auf Ihre neue Situation vor, die Sie zu Hause erwartet. Teil der Beratung ist gleichermassen die körperliche, psychische und soziale Rehabilitation. Auf persönlichen Wunsch beziehen wir gerne Ihre Angehörige in der Stomapflege wie in der Beratung mit ein. 

Der ganzheitliche Rehabilitationsprozess kann in der Klinik Davos oder der Klinik Wald stattfinden. Wir vereinen hochstehende Medizin mit einer professionellen Behandlung und möchten Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten. Deshalb können Sie sich stets auf eine herzliche Betreuung und eine familiäre Atmosphäre verlassen. 

Gerne stehen wir Ihnen beratend zum Thema Stomabehandlung und auch bei weiteren Anliegen zur Seite. Nehmen Sie dazu telefonisch Kontakt zu uns auf oder senden Sie uns eine E-Mail.